Hermann Allmers

Meiner Mutter

Einsam und still schreit ich dahin
im fremden Land.
Die Heimat fern, die traute Heimat,
die Jugend vorbei, die glückselige Jugend,
und mein liebstes, mein teuerstes
nun im Grab,
auch du – o Mutter!

Still ist dein Herz
das so lange geschlagen für mich allein
in Leid und Lust,
das treue, das heilige Mutterherz. –
Geschlossen dein Aug'
das so manche Stunde gewacht und geweint
um mich allein.

Und es modert die Hand, die liebe Hand,
die so oft mich gestreichelt in seliger Zeit;
Herz, Aug und Hand und all deine Liebe,
Hast alles genommen mit hinein
ins dunkle, ins schaurige Grab –
– o Mutter!

Und es fällt mein Blick auf das weiße Linnen,
das kühl und lind den Leib mir umhüllt.
Aus Heimaterde grünte hervor,
dicht hinter des Gartens süßduftender Hecke
wuchs und blühte der blaue Lein;
Im Elternhause ward er bereitet
und schimmerte hell und seidenweich
als buschiger Rocken.

Im Wohngemach, bei traulicher Lampe,
saßest und spannst du, indes ich dir vorlas
aus Deutschlands Dichtern;
und jeder Faden, durch deine Finger
ist er geglitten, die lieben Finger
haben geweiht ihn, die oft
mir die glühende Wange gestreichelt
und selig geruht auf des fröhlichen Knaben
blondem Gelock.
Und tausend Wünsche,
fromme, heilige Segenswünsche
spannst du mit hinein,
Mutter – Mutter –

Ich fühle, ich fühl es
aus des Gewebes verschlungenen Fäden
strömet dein Segen
mir ins vereinsamte trauernde Herz. –
Und trostvoll heimisch wird mir zumut,
als wenn du selbst mit teuren Armen
liebend und schützend still mich umfingst,
Mutter, – Mutter!

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