Johann Georg Fischer

Zeitiger Frühling

(auch: „Balder Frühling“)

Springt der Bube das Dorf hinaus:
»Vater, es ist schon Frühling drauss,
Zum Schmetterlingsfang die beste Zeit.«

Ist zwar kein Frühling noch weit und breit,
Fing kaum der Staub des Märzen an;
Doch die Jugend will ihren Willen han. –

Wie, wenn ich nach dem Jungen ging,
Zu schauen, was er im Garne fing?
Freute mich ja so ein Falter selber,
So ein roter oder zitronengelber!
Richtig! da flattert's schon; – doch wie! –
Sah ich doch all mein Leben nie
Einen so artlichen Schmetterling:
Ein milchjung, geschlacht und huschig Ding,
So scheu halb und so flüchtig noch,
So dreist halb und fürwitzig doch,
Minder im Fluge, mehr im Lauf,
Ein herziger Kindskopf obenauf,
Schwarzaugen, so funkend und feuernd schon,
Zöpfe, so lang als die ganze Person,
Eine rote Masche als Halsgeschmeid,
Statt der Flügel ein fliegend Kleid,
Und ein lustiges Kreuzband zum Beschluss
Kurzweilig zeichnet den muntern Fuß.

Ein Extra-Märzenvogel der!
Mein luftiger Ärgster hinterher,
Das Schmetterlingsgarn verächtlich weggeschmissen.
Ja nun, nun freilich muss Frühling sein,
Er blüht mir ja selber zum Haus herein;  –
Was doch die Jungen alles besser wissen!

Quelle:
„Vom Reichtum der deutschen Seele – Ein Hausbuch deutscher Lyrik“
hrsg. v. Georg Virnsberg, verlegt bei Dollheimer, Leipzig, 1928

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