Hermann von Gilm

Die Nacht

Aus dem Walde tritt die Nacht,
An den Bäumen schleicht sie leise,
Schaut sich um im weiten Kreise –
   Nun gib acht!

Alle Lichter dieser Welt,
Alle Blumen, alle Farben
Löscht sie aus und stiehlt die Garben
   Weg vom Feld.

Alles nimmt sie, was nur hold;
Nimmt das Silber weg des Stromes,
Nimmt vom Kupferdach des Domes
   Weg das Gold.

Ausgeplündert steht der Strauch –
Rücke näher! Seel' an Seele,
O die Nacht, mir bangt, sie stehle
   Dich mir auch.

(1864)

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